Erfahrungen bei der Haltung und Zucht des Antillen Leguan
Iguana delicatissima 

von Schmidt Jürgen

Einleitung

Der Antillenleguan (Iguana delicatissima) oder auch Grüner Inselleguan genannt war bis vor wenigen Jahren noch gänzlich unbekannt bei Terrarianern. Hingegen ist seine Schwesterart der Grüne Leguan (Iguana iguana), einer der beliebtesten und am häufigsten gehaltene Leguan in der Terraristik.

Bislang haben weltweit nur wenige zoologische Institutionen (Detroit Zoo, Durrell Wildlife Conservation Trust, Memphis Zoo, Zoo Rotterdam und der Tiergarten Schönbrunn in Wien) diese Art gepflegt.

Die Erstnachzucht von einem Jungtier gelang im Jahr 1997 im Durrell Wildlife Conservation Trust, weitere acht Jungtiere wurden dann im Jahr 2000 nachgezogen. Jedoch dauerte es dauerte bis September 2011, dass erneut zwei Jungtiere im Durrell Wildlife Conservation Trust schlüpften. Alle anderen genannten Zoos, hatten trotz aufwendiger Bemühungen keine Nachzuchterfolge.
Einzig dem Tiergarten Schönbrunn in Wien gelang die erfolgreiche Nachzucht 2016, mit Tieren aus meiner Zucht.

Mir persönlich war Iguana delicatissima schon sehr lange ein Begriff und auch die Schwierigkeiten bei der Haltung und Nachzucht kannte ich aus den Erzählungen von einem privaten Halter und Matthias Götz vom Durrell Wildlife Conservation Trust.

Status und natürliches Vorkommen

Alle Arten der Gattung Iguana sind durch das Washingtoner Artenschutzabkommen weltweit geschützt und in Anhang 2 sowie in der EU-Artenschutzverordnung in Anhang B gelistet.

Des Weiteren wird der Antillenleguan auf der Roten Liste (IUNC Red List of threatened species) als critically endangered (CR), also als stark gefährdet eingestuft. Exporte aus den Ländern des natürlichen Verbreitungsgebietes werden nur sehr selten für Zoos oder Forschungseinrichtungen genehmigt.

Iguana delicatissima zählt heute zu den am stärksten bedrohten karibischen Leguanarten und die Wahrscheinlichkeit, dass diese Art in naher Zukunft aussterben wird, ist leider sehr wahrscheinlich.

Die Hauptbedrohung dieser Art liegt darin, dass sich der Grüne Leguan (Iguana iguana) als invasive Art auf vielen Inseln der kleinen Antillen ausbreitet (Breuil et al. 1994a).

Nicht nur die Verdrängung durch den Grünen Leguan, sondern auch die rasch voranschreitende Hybridisierung der beiden Arten führten zum Erlöschen von Populationen in einem großen Teil des Verbreitungsgebiets von Iguana delicatissima. Der Grüne Leguan ist im Vergleich zum Antillenleguan um ein Vielfaches produktiver. So können Grüne Leguan Weibchen 80 oder mehr Eier produzieren, sodass die Hybridisierung und Verdrängung von Iguana delicatissima rasant vorangeht (Breuil et al. 2007, Breuil 2013).

Darüber hinaus ist Iguana delicatissima durch Auswilderung und Einschleppung von unnatürlichen Fressfeinden wie z.B. Katzen, Hunde, Ratten und Mungos im Bestand bedroht (Debrot & Boman 2014). Nahrungskonkurrenten wie Ziegen und Schafe (Breuil 2002), aber auch die Habitatzerstörung durch die Landwirtschaft und Tourismusbranche, tragen einen zusätzlichen Teil zum Aussterben dieser Art bei.

Auf manchen Inseln werden die Antillenleguane noch immer als Nahrungsquelle von der einheimischen Bevölkerung gejagt und auch die Eier als Leckerbissen gekocht und gegessen, obwohl dies mittlerweile auf allen Inseln verboten ist.

Derzeit gibt es keine Zuchtprogramme auf den Kleinen Antillen für Iguana delicatissima. Einzig der Zoo in Guadeloupe ist seit ein paar Jahren bemüht, ein Zuchtprogramm auf die Beine zu stellen. Dafür hat der Zoo mehrere Jungtiere von mir erhalten, denn auf Guadeloupe ist eine Entnahme aus der Natur strengstens verboten.

Im europäischen Zuchtprogramm (EAZA – ESB), das vom Durrell Wildlife Conservation Trust / Jersey Zoo geleitet wird, sind mit Stand Mai 2020 insgesamt 36 lebende Antillenleguane in 9 EAZA Institutionen angeführt, wobei mehr als ein Drittel der Tiere aus meiner Zucht stammt.

Aktuell laufen auf sehr vielen Inseln Studien über stark voranschreitende Hybridisierung mit Iguana iguana. Die bisher gewonnenen Erkenntnisse sind jedoch erschreckend, denn auf vielen Antillen Inseln, auf denen der Antillenleguan bislang sehr häufig vorkam, findet man eine große Anzahl an Hybriden.

Mit Stand Frühjahr 2018 gab es nur 5 Populationen (Iles de la Petite Terre/Guadeloupe, die winzige Insel Prickly Pear East/Anguilla, Îlet Fourchue und Ilet Fregate, beide St. Barthelemy und Ilet Chancel/Martinique) die noch frei von Grünen Leguanen und Hybriden waren (Burg et al. 2018).

Lebensraum und Ökoligie

Das natürliche Verbreitungsgebiet von Iguana delicatissima beschränkt sich heute auf die nördlichen Kleinen Antillen, von Anguilla bis Martinique. Der Gesamtbestand von Iguana delicatissima wird auf 13.000 – 20.000 Tiere geschätzt. Die größte Population findet man auf der Insel Dominica mit 10.000-15.000 Tiere (Burg et al. 2018).

Antillen Leguane kommen sowohl in Gegenden mit lichten Trockenwäldern und Savannen mit trockenem dornigem Gestrüpp und Kakteen und einem jährlichen Niederschlag von weniger als 1000mm, als auch in dicht bewaldeten Gebieten an Berghängen oder am Rand von Flussläufen und Mangroven mit einem jährlichen Niederschlag von 3000-4000mm vor. Man findet die Leguane sowohl in Küstennähe, als auch in einer Höhe von etwa 700m auf Martinique (Angin et al. 2015).

Adulte Tiere bevorzugen hohe Bäume oder Palmen, Schlüpflinge und ältere Jungtier bewohnen dichte Vegetationsflächen mit Sträuchern und niedrigen Bäumen, welche ausreichend Schutz vor Fressfeinden bieten und eine große Vielfalt an Futterpflanzen ermöglichen.

Die Leguane sind Pflanzenfresser, das Nahrungsspektrum besteht hauptsächlich aus saisonalen Blättern, Blüten und Früchten, einer Vielzahl von Sträuchern und Bäumen. Frische Triebe und  Blütenknospen werden bevorzugt gefressen (Burg et al. 2018).

Beobachtungen in der Natur haben gezeigt, dass die Antillenleguane, sowie seine Schwesterart der Grüne Leguan, gelegentlich tierisches Eiweiß fressen (Lazell, 1973).

Beschreibung und Geschlechtsunterschiede

Iguana delicatissima erreicht eine kleinere Gesamtlänge (GL) als seine Schwesterart Iguana iguana. Er ist ein schlank gebauter Leguan, der von seiner Statur deutlich als Baumbewohner zu erkennen ist. Die Männchen können eine Kopf-Rumpf Länge (KRL) von bis zu 434mm und einer GL von 1395mm, bei einem Gewicht von 3,5 Kg erreichen. Die Weibchen sind etwas kleiner, mit einer maximalen KRL von 401mm, einer GL von 1290mm und einem Gewicht von 2,6 Kg (Breuil 2002, 2003; Day et al. 2000). Diese Gewichtsangabe bezieht sich auf trächtige Weibchen.

Die Grundfärbung der adulten Männchen ist grau, graubraun bis schwarzbraun, die Weibchen sind grün, graugrün oder graubraun gefärbt und behalten ihre grüne Jugendfärbung oftmals sehr lange. Viele Weibchen haben auch im höheren Alter noch immer eine grün gefärbte Körperunterseite. Die Färbung am Kopf ist weiß bis cremefarben, die Wangen und Kehle sind rosa. Im Gegensatz zu Iguana iguana besitzen Antillenleguane keine Subtympanlalschuppen (das ist die vergrößerte perlmuttfarbene Schuppe unter dem Trommelfell). Dafür verfügen sie aber über eine Reihe vergrößerter Schuppen am Unterkiefer. Der Schwanz ist einfärbig grau und hat im Vergleich zum Grünen Leguan braune/schwarze Bänderung.

Der Rückenkamm bei den Männchen kann bis zu 30mm lang werden, bei den Weibchen wird dieser meist nicht länger als 15mm. Adulte Weibchen haben häufig vergrößerte spitze Schuppen an den Nackenwulsten, die an eine Krone erinnern.

Frisch geschlüpfte Jungtiere sind einfarbig grün gefärbt und haben am Rumpf und Schwanz oftmals weiße Punkte, Flecken oder Streifen, die aber bereits nach 6-9 Monaten vollständig verschwinden. Der Kehlsack ist bei den Jungtieren cremefarben oder hellgrün und bei den erwachsenen Antillenleguanen dunkelgrau bis schwarz gefärbt. Der Schwanz ist auch bei den Jungtieren einfarbig grün und hat keine Querbänderung wie bei Iguana iguana.

Der Geschlechtsdimorphismus ist nur bei subadulten und adulten Tieren deutlich ausgeprägt.

Die Weibchen sind deutlich kleiner als die Männchen und der Rücken- und Nackenkamm, sowie die Gularstacheln sind kürzer. Bei den Männchen kann man an der Unterseite der Schwanzbasis die deutlich ausgeprägten Hemipenistaschen erkennen. Auch die Femoralporen an der Unterseite der Oberschenkel sind ebenfalls deutlicher ausgeprägt als bei den Weibchen (Breuil 2013, Day et al. 2000).

Jungtiere kann man bis zur Geschlechtsreife äußerlich kaum unterscheiden. Eine sichere Geschlechtsbestimmung ist nur mittels Sondierung der Hemipenistaschen, ab einem Alter von etwa 6 Monaten möglich. Diese Methode der Geschlechtsbestimmung sollte aber nur von sehr erfahrenen Personen durchgeführt werden, da die Verletzungsgefahr bei solch kleinen Leguanen sehr hoch ist.

Haltung und Verhalten

Als ich vor 10 Jahren die Gelegenheit bekam, 4 Tiere von einem privaten Halter zu übernehmen, zögerte ich nicht lange und erwarb sie.

Ich setzte die Gruppe in ein Terrarium mit 400x250x180cm (LxBxH), welches in zwei gleichgroße Abteile aufgeteilt und durch Schiebescheiben voneinander getrennt werden konnte.

Die vier Grünen Inselleguane verstanden sich vom ersten Tag an prächtig, obwohl der Größenunterschied vom adulten Männchen, mit einer Kopf-Rumpflänge (KRL) von 340mm und dem kleinsten Tier mit einer KRL von 180mm doch beachtlich war. Das Geschlecht des kleinsten Tieres konnte ich anfangs noch nicht mit Gewissheit feststellen. Bei den beiden mittelgroßen Tieren war ich mir jedoch sicher, dass es sich um zwei Weibchen handelte.

Im Terrarium sind mehrere dicke Kletteräste in verschiedenen Stärken von 5-15 cm, horizontal, vertikal und diagonal angeordnet. Zwei große Liegeplätze wurden direkt über den Heizungsradiatoren montiert. Als Bodengrund verwendete ich, so wie bei allen anderen von mir gepflegten Großleguanen, gewaschenen und entstaubten Quarzsand, mit einer Körnung von 0,1-3mm, der an einigen Stellen bis zu 40cm hoch aufgeschüttet ist. Quarzsand hat sich in meiner Zuchtanlage seit 30 Jahren als Bodensubstrat bewährt. Futterreste und Kot lassen sich einfach mit einem Schaumlöffel (aus den Küchenartikeln) vom Substrat trennen und rückstandslos entfernen.

Wenn der Sand befeuchtet wird, trocknet dieser wieder rasch ab und es kommt dadurch zu keiner Schimmelbildung.

Etwa die Hälfte der Bodenfläche wird von einer Fußbodenheizung, die an die Heizungsradiatoren angeschlossen ist, auf ca. 30°C erwärmt. Die Lufttemperatur beträgt tagsüber 28-32°C, nachts kühlt es auf ca. 20-24°C ab.

Zwei 300 Watt Osram Ultravita Lux Strahler, die in einem Abstand von 50cm zum Sonnenplatz montiert wurden, sorgen für die nötige UV-Strahlung und punktuelle Erwärmung von 45°C.

Als Grundbeleuchtung im Terrarium verwende ich vier 36 Watt Leuchtstoffröhren mit einer Lichtfarbe von 6500 Kelvin. Die Beleuchtung ist in den Sommermonaten von 6:00 – 20:00 Uhr und im Winter von 8:00 – 19:00 eingeschaltet. Ab August wird die Beleuchtung vierzehntägig um 15 min.  reduziert, bzw. ab Februar um 15min. erhöht, bis die gewünschte Beleuchtungsdauer erreicht ist. In jedem der beiden Terrarienabteile dringt durch ein großes Dachflächenfenster Tageslicht in die Terrarien. Dadurch werden die Leguane zusätzlich durch den jahreszeitlichen Tageslicht-Rhythmus beeinflusst.

Die Antillenleguane genießen die Sonneneinstrahlung und suchen ständig die am besten von der Sonne bestrahlten Äste auf.

Die Beleuchtungsdauer und -intensität ist meiner Meinung nach ein wichtiger Faktor bei der Haltung und vor allem für eine erfolgreich Zucht von Iguana delicatissima.

Durch ein kleines Fenster, im unteren Teil des Terrariums, gelangen die Tiere in ein Freigehege, in dem sie im Sommer ungefiltertes Sonnenlicht „tanken“ können. Das Außenanlage hat die Maße von 300x150x100cm und ist ebenfalls mit Kletterästen ausgestattet. Der Boden ist mit großen Steinplatten ausgelegt, die sich durch die Sonneneinstrahlung auf bis zu 45°C erwärmen.

Im Frühjahr und Herbst wird das Freigehege mit Plexiglas Alltop® Hohlkammerplatten abgedeckt, die eine hohe Lichtdurchlässigkeit von 91 Prozent und eine UV-Transparenz von 80 Prozent haben. Somit können die Tiere auch im Frühjahr und Herbst das Freigehege nutzen und nahezu natürliches Sonnenlicht genießen, sobald es die Außentemperaturen zulassen. An sehr sonnigen Tagen im Februar kann dadurch die Temperatur im Freigehege bereits auf 30-32°C ansteigen, sodass das Fenster ins Freigehege für wenige Stunden geöffnet werden kann. Ab etwa Mitte Mai werden auch die Hohlkammerplatten am Morgen aufgeschoben und abends wieder geschlossen. Sobald jedoch die Nachttemperaturen nicht mehr unter 10-12°C fallen, bleiben die Alltop-Platten auch nachts geöffnet und das Fenster ins Freigehege wird nicht mehr geschlossen. Nur an kühlen regnerischen Tagen wird dieses Fenster geschlossen. Im Sommer kann es durchaus vorkommen, dass die Leguane im Freigehege übernachten, bei einer Temperatur von etwa 15-18°C. Auch kurze Regenschauer machen den Antillenleguanen nichts aus. Sobald die Außentemperatur jedoch sinkt, verlassen die Leguane das Freigehege und suchen sich einen wärmeren Platz im Innen-Terrarium.

Das Terrarium wird täglich abends, kurz bevor die Beleuchtung abgeschaltet wird, mit temperiertem Wasser besprüht. Demgemäß steigt die Luftfeuchtigkeit in der Nacht, von tagsüber 60-70%, auf etwa 80-90%. Die Tiere sollten dabei auch immer besprüht werden, damit wird verhindert, dass die Nacken- und Rückenstacheln der Antillenleguane austrocknen und abbrechen.

Anfangs waren die Leguane noch scheu und das große Männchen drohte in Form von Kopfnicken und Abflachen des Körpers, wenn man sich dem Terrarium näherte. Bereits nach wenigen Wochen gewöhnten sie sich an die neuen Pfleger und fraßen Löwenzahnblüten, die mit einer Futterpinzette angebotenen wurden, ohne jegliche Scheu.

Versuchte man jedoch die Tiere anzufassen, flüchteten sie sofort und schlugen teilweise sehr zielsicher mit dem Schwanz nach der Hand des Pflegers. Eine durchaus schmerzhafte Erfahrung.

Innerhalb der Gruppe konnte ich nie ein aggressives Verhalten feststellen. Auch jene Weibchen die ich zur Eiablage in das abgetrennte Terrariumabteil nebenan für ein paar Wochen separierte, wurden bei der Wiederzusammenführung mit „freundlichen“ Kopfnicken vom Männchen begrüßt, ganz so als ob er sagen wollte: „Hallo, bist du auch wieder da“. Junge Weibchen oder männliche Jungtiere, die ich versuchsweise in die Gruppe integrierte, wurden von keinem der Tiere aus der Gruppe angedroht und ohne weitere Probleme in der Gruppe akzeptiert.

Ernährung und Fütterung

Der Antillenleguan ernährt sich vorwiegend vegetarisch, daher erhalten meine Tiere vom Frühjahr bis Herbst allerlei Kräuter und Unkräuter, die ich täglich frisch auf meiner Futterwiese ernte.

In der kalten Jahreszeit muss ich notgedrungen auf das am Markt angebotene Blattgemüse, Wurzelgemüse und Früchte ausweichen.

Eine Liste der möglichen Futterpflanzen findet man bei Minch (2013) oder Schardt et al. (2009).

Die Futterpflanzen werden in mundgerechte Stücke geschnitten und gewaschen in einer Futterschale angeboten, die in den Ästen aufgehängt oder am Boden aufgestellt ist. Wichtig bei der Wahl der Futterpflanzen ist ein ausgewogenes Calcium/Phosphor Verhältnis, dass für den Mineralstoffwechsel bei Pflanzenfressern eine besondere Bedeutung hat. Ein Vitamin- und Mineralstoffpräparat (Korvimin ZVT), wird daher über die Mischung, aus verschiedenen Futterpflanzen, bei jeder zweiten Fütterung gestreut.

Gefüttert werden meine I. delicatissima täglich, mit einem Fasttag pro Woche. Tierische Nahrung wird von all meinen Antillenleguanen verweigert. Auch Futterpellets, die der Terraristik Handel speziell für Grüne Leguane anbietet, werden nicht angenommen.

Generell stellt die Ernährung von Antillenleguanen, mit dem heutigen Wissen über pflanzenfressende Reptilien, kein Problem mehr dar und ernährungsbedingte Krankheiten lassen sich dadurch weitgehend vermeiden. 

Aus eigener Erfahrung habe ich festgestellt, dass man bei der Verfütterung von schwer verdaulichem Gemüse, wie z.B. verschiedene Kohlsorten, besonders vorsichtig sein muss. Zu große Mengen davon können bei Leguanen zu einer Darmdrehung führen, die häufig innerhalb von 2-3 Tagen zum Tod durch Ersticken führt. Leguane mit einer Darmdrehung wirken aufgebläht und sind sehr kurzatmig, weil die angestaute Luft im Darm das Volumen der Lunge erheblich einschränkt. Manche Tiere versuchen auch durch schlängelnde Bauchbewegungen, Kot abzusetzen. Solche Tiere müssen umgehend zum Tierarzt gebracht werden.  Mittels einer Röntgen- und eine CT-aufnahme muss abgeklärt werden, ob sich Luft im Darm angestaut hat. Nur durch einen operativen Eingriff, kann der verdrehte Darm wieder in seine natürliche Lage gebracht und bereits abgestorbene Bereiche entfernt werden.  

Nachdem Iguana delicatissima, im Gegensatz zum Grünen Leguane, nicht badet und daher auch keinen Wasserteil benötigt, wird täglich frisches Wasser in einem großen Wassernapf angeboten, den sie auch regelmäßig zum Trinken aufsuchen. Trächtige Weibchen werden zusätzlich mit Calcium, in Form von geriebener Sepiaschale, versorgt.

Zucht und Aufzucht

Iguana delicatissima hat in der Natur eine klar bestimmte Fortpflanzungssaison, die sich von März bis August erstreckt. Der Schlupf der Jungtiere erfolgt wenige Wochen nach dem Beginn der Regenzeit von August bis September.

Auch im Terrarium muss man die klimatischen Verhältnisse, sowie die Tageslichtlänge so steuern, dass sich die Leguane an einen jahreszeitlichen Rhythmus anpassen können. Nur so können sich die Männchen und die Weibchen gemeinsam auf einen synchronisierten Fortpflanzungszyklus einstellen. Ansonsten kann es passieren, dass die Männchen paarungsbereit sind, jedoch die Weibchen noch keine befruchtungsfähigen Follikel entwickelt haben. Des Weiteren müssen die Tiere gut konditioniert sein um eine erfolgreiche Nachzucht zu gewährleisten (Köhler 1997).

Demzufolge werden meine Antillenleguane in den Wintermonaten so abwechslungsreich wie möglich gefüttert, um die Tiere bestmöglich auf die bevorstehende Zuchtsaison vorzubereiten.

Die Balzzeit im Terrarium beginnt meist Ende Februar, wenn die Sonne bereits etwas höher steht und durch die Dachflächenfenster, das Terrarium erhellt.

Bereits im darauffolgenden Frühjahr nach Übernahme der Gruppe, bemerkte ich ein verändertes Verhalten des adulten Männchens. Es verhielt sich sehr territorial und signalisierte das mit Kopfnicken und Kopfschütteln, auch gegenüber den Pflegern.

Bei der Balz nähert sich das Männchen dem Weibchen mit starkem Kopfnicken. Ist das Weibchen noch nicht paarungswillig, wird das dem Männchen ebenfalls mit Kopfnicken angezeigt. Lässt das Männchen dennoch nicht vom Weibchen ab, schlägt das Weibchen gezielt mit den Schwanz nach dem Männchen und flüchtet anschließend.  Ist das Weibchen jedoch paarungswillig, darf sich das Männchen nähern.  Anschließend erfolgt, der für Leguane typische Nackenbiss und die Kopulation wird vollzogen sobald das Weibchen die Schwanzbasis anhebt. Die Paarung erfolgte sowohl auf den Ästen und den Liegeplätzen über den Heizungsradiatoren, als auch auf dem Boden und kann bis zu 15 Minuten dauern.

Trächtige Weibchen nehmen rasch an Körperumfang zu und gehen bei der Fütterung meist als Erste zur Futterstelle. Die Trächtigkeit dauert in der Regel 30 bis 45 Tage und gegen Ende der Trächtigkeit kann man befruchtete Eier deutlich, in Form von Ausbuchtungen am Bauch, erkennen.
Die Schaffung eines geeigneten Eiablageplatzes im Terrarium sollte vom Pfleger bereits zu Beginn der Fortpflanzungssaison durchgeführt werden. Die Weibchen sollen dadurch genügend Zeit bekommen, sich an die veränderten Bedingungen im Terrarium zu gewöhnen. Ansonsten kann es passieren, dass der eingerichtete Eiablageplatz oder die bereitgestellt Legebox, nicht angenommen wird und das Weibchen die Eier im Terrarium verstreut oder schlimmer, es zu einer psychogenen Legenot kommt. Trächtige Weibchen aus meiner Zuchtgruppe werden daher etwa 5 Tage nachdem das Weibchen zu graben begonnen hat, von der Gruppe getrennt und können im zweiten Terrarienabteil ungestört ablegen.

Annähernd zwei Wochen vor der Eiablage beginnt das Weibchen intensiv nach einem geeigneten Eiablageplatz zu suchen und gräbt dabei Löcher an verschiedenen Stellen im Bodensubstrat des Terrariums. Dazu scharrt das Weibchen ein etwa 10cm tiefes Loch und prüft ständig mit der Zunge das Substrat. Ist die Stelle nicht ideal für die Eiablage, beginnt es an einer anderen Stelle erneut zu graben. Täglich muss der Pfleger abends die gegrabenen Löcher wieder zuschütten. Dabei wird auch gleich die Substratfeuchtigkeit geprüft und gegebenenfalls nachgefeuchtet. Durch das Zuschütten wird das Weibchen angeregt, erneut zu graben, denn ein einmal angelegter Ablagetunnel wird selten ein zweites Mal aufgesucht und erweitert. Bei der Wahl des endgültigen Eiablageplatzes sind die Weibchen von Iguana delicatissima sehr anspruchsvoll.

Nach eigenen Beobachtungen hat sich gezeigt, dass sie dabei gerne einen Eiablageplatz wählen, bei dem sie seitlich einen Ablagetunnel in das Substrat graben können. Gerne wählen sie dafür den Eingang unter einem dicken Ast, einer Wurzel oder einem großen Stein. Das feuchte und grabfähige Substrat muss am Eiablageplatz etwa 40-50 cm hoch aufgeschüttet werden, sodass der bis zu 100cm lange Gang zur Eiablagekammer, nicht einstürzen kann. Am Ende des Ablagetunnels wird die Legekammer mit ca. 30cm Durchmesser angelegt. Die Temperatur des Substrats am Eiablageplatz sollte auf ca. 30°C temperiert werden.  Künstliche Ablagekisten wurden von meinen Weibchen nie angenommen. Bisher wurde angenommen, dass Iguana delicatissima nur ein Gelege pro Jahr produzieren, jedoch hat eines meiner Weibchen bereits mehrmals ein zweites Gelege, nach 7 bis 8 Monaten abgelegt.

Etwa sieben bis zehn Tage vor der Eiablage stellt das Weibchen die Nahrungsaufnahme ein. Dem Weibchen muss immer ausreichend Flüssigkeit angeboten werden. Manche meiner Weibchen trinken ausgiebig, beim Sprühen des Terrariums, wenn sie direkt angesprüht werden.

Wenige Tage vor dem eigentlichen Ablagetermin, fällt die Schwanzbasis des Weibchens deutlich ein, dies ist immer ein Zeichen, dass die Eiablage kurz bevorsteht.

Die Eiablage erfolgte bei meinen Antillenleguanen immer am Nachmittag und dauerte etwa ein bis zwei Stunden. Ist der Legevorgang beendet, wird der Gang zur Ablagekammer vom Weibchen wieder vollständig mit Substrat verschlossen. Mit dem Kopf wird das Substrat zusätzlich festgedrückt.
Die Eier selbst werden dabei nicht mit Substrat bedeckt, sodass über den Eiern eine Luftkammer entsteht. Die nächsten zwei bis vier Wochen wird vom Weibchen täglich Substrat aus dem gesamten Terrarium auf den Eiablageplatz „geschaufelt“. Anderen Weibchen, die an der gleichen Stelle graben möchten, wird in dieser Zeit mit geöffnetem Maul gedroht.

Direkt nach der Eiablage werden die Eier vorsichtig ausgegraben. Die Gelegegröße hängt dabei vom Alter des Weibchens ab und kann zwischen 10 und 25 Eier umfassen. Die Eier sind zwischen 38-52mm lang und 18-34mm breit (eig. Messungen n=396). Unbefruchtete Eier sind im Gegensatz zu den befruchteten Eiern, nicht prall mit weißer Schale, sondern haben eine schlaffe, weiche Konsistenz mit gelblicher Schale.

Das Gelege wird in mehreren luftdichten Kunststoffdosen, die mit feuchtem Vermiculit als Brutsubstrat (Mischungsverhältnis von 1:1, nach Gewicht, mit Wasser) befüllt sind, bei Temperaturen von 29-31°C, gezeitigt. Dabei werden die Eier etwa zur Hälfte in das Brutsubstrat eingegraben, sodass auch hier eine Luftkammer mit 20-30mm Höhe, über den Eiern entsteht.

Wie bei vielen anderen Großleguanarten auch, ist das Geschlecht bei Iguana delicatissima genetisch vorbestimmt und wird nicht durch die Inkubationstemperatur beeinflusst (Rovatsos, et al 2017)

Für die Zeitigung der Eier verwende ich ausschließlich Motorbrüter der Fa. Grumbach, die eine sehr genaue und stabile Inkubationstemperatur über die gesamte Brutdauer ermöglichen.
Nach eigenen Beobachtungen kann es bei Temperaturschwankungen von mehr als +/-0,3 Grad zu einer erhöhten Rate an Jungtieren kommen, deren Rückgrat und/oder Schwanz deformiert ist.

Bei der wöchentlichen Kontrolle wird der Deckel der Kunststoffbehälter kurz geöffnet, um einen Luftaustausch zu ermöglichen. Eventuell vorhandenes Kondenswasser am Deckel wird dabei gleich mit einem Küchenpapier abgewischt.

In den ersten zwei bis drei Wochen verderben die unbefruchteten Eier, aber auch befruchtete Eier, die sich nicht entwickeln, verderben ebenfalls und werden bei den Kontrollen entfernt.

Nach einer Inkubationszeit von 84-97 Tagen kündigt sich der bevorstehende Schlupf der Jungtiere mit kleinen Wassertropfen auf den Eiern an. Sobald die Eier zu schwitzen beginnen, dauert es maximal 12h bis der Schlüpfling mit seinem Eizahn auf der Nasenspitze die Eischale anritzt und schließlich den Kopf aus dem Ei steckt. Nach weiteren 24-36 Stunden schlüpfen die Jungtiere vollständig aus dem Ei. Während dieser Zeit wird der Dotter in die Leibeshöhle absorbiert. Dieser dient in den ersten 7-10 Tagen den kleinen Leguanen als Nahrungsvorrat.

Der gesamte Schlupfvorgang soll möglichst ohne Störung abgewartet werden, denn die kleinen Leguane sind sehr schreckhaft und verlassen sofort das Ei, wenn sie gestört werden.

Dadurch wird der noch nicht vollständig aufgenommene Dotter, der noch an der Nabelschnur hängt, aus dem Ei gerissen. Solche Jungtiere muss man umgehend in eine Kunststoffdose mit feuchten Küchenpapier setzen und wieder in den Inkubator stellen, damit der Dotter in den nächsten 24-48 Stunden noch vollständig verwertet werden kann oder ggf. abfällt.

Alle anderen Jungtiere werden ebenfalls in Kunststoffbehältern, mit leicht befeuchteten Küchenpapier gesetzt und wieder in den Inkubator gestellt. Innerhalb der nächsten 12-24 Stunden trocknet der Nabel ab und die kleinen Antillenleguane können danach das Terrarium beziehen.

Beim Schlupf haben die Leguane eine KRL von 74-89mm und eine GL von 282-332mm, bei einem Gewicht von 17-21 Gramm (eig. Messungen n=367).

Die Aufzucht der Jungtiere erfolgt in kleinen Gruppen von 6-8 Tieren. Diese Gruppengröße hat sich über die Jahre als ideal erwiesen. In größeren Gruppen kann es passieren, dass sehr scheue Schlüpflinge durch die Anwesenheit der vielen Geschwistertiere ständig unter Stress stehen und dadurch nicht ans Futter gehen.

Bereits jetzt kann man beobachten, dass die Winzlinge nach Leguanmanier mit dem Kopf nicken oder wackeln.

Die Aufzuchtterrarien haben eine Größe von 100x80x100cm und sind, so wie die Terrarien der adulten Antillenleguane, mit Ästen dekoriert. Zusätzlich werden mehrere Kunststoffpflanzen als Versteckmöglichkeit verwendet. Sehr gut haben sich künstliche Ficus Bäumchen mit Holzstämmen bewährt, in deren Blattwerk die kleinen Leguane ausreichend Deckung finden.

Beleuchtet wird das Terrarium mit zwei 21 Watt T5 UVB Leuchtstoffröhren. Ein 70Watt UVB Strahler sorgt für die notwendige Wärme- und UV-Strahlung am „Sonnenplatz“ und etwa in der gleichen Höhe wie dieser wird auch die Futterschüssel platziert.

Für die Jungtiere gelten die gleichen Haltungsparameter wie für die adulten Leguane.

Gefüttert werden die jungen I. delicatissima mit klein geschnittenem und gewaschenem Blattgemüse oder Wiesenkräutern, so wie die adulten Tiere auch. Insekten werden auch von meinen Nachzuchten nicht angenommen. Nach etwa 6 Monaten erreichen sie eine KRL von 118-135mm und ein Gewicht von 58-92 Gramm und sollten in ein größeres Terrarium übersiedelt werden.

Ab einem Alter von etwa 12 Monaten können die ersten Antillenleguane mit der Umfärbung beginnen. Zuerst färbt sich der Kopf grau und der Rücken, sowie die Flanken färben sich an mehreren Stellen graubraun. Wann die Umfärbung beginnt bzw. abgeschlossen ist, kann man nicht genau sagen und ist sehr individuell und hängt auch vom Geschlecht ab. Manche Jungtiere sind bereits mit 1,5 Jahren vollständig umgefärbt. Andere wiederum sind mit 5 Jahren immer noch fast vollständig grün.

Aggressives Verhalten konnte ich in den ersten zwei Jahren in den Aufzuchtgruppen nie beobachten. Ab einem Alter von etwa 3 Jahren werden Antillenleguane geschlechtsreif und man sollte die Männchen vorsichtshalber bereits mit 2,5 Jahren trennen.

Schlussbemerkung und Danksagung

Optimale Haltungsbedingungen sind die Grundvoraussetzung für eine erfolgreiche Haltung und vor allem Zucht von Iguana delicatissima. In den vergangenen Jahren haben etwa 400 Antillenleguane in meiner Zuchtanlage das Licht der Welt erblickt, die ich weltweit an engagierte Halter und Zoos weitergeben konnte. Einigen davon ist bisher auch die Nachzucht gelungen, sodass der Bestand in der Terraristik hoffentlich auch in Zukunft gesichert ist. Ob aber die Antillenleguane in den Naturpopulationen auch zukünftig überleben werden, ist leider fraglich. Umso mehr müssen wir gemeinsam daran arbeiten, diese faszinierende Art für die Nachwelt zu erhalten.

Mein besonderer Dank gilt Michael Schardt, der seit vielen Jahren Erfahrung mit der Haltung von Antillenleguanen und Grünen Leguanen hat und mir stets als Gesprächspartner mit Rat und Tat zur Seite stand.

Literatur

Angin, B., Nicolas, J-C., Auguste, C., Maugee, L., Mian, M. und Attidore, S. 2015. Étude des Populations d’Iguanes des Petites Antilles (Iguana delicatissima) du Nord Martinique. Le Parc Naturel Régional de la Martinique and Ardops Environnement.

Breuil, M., M. Day und B. Thiébot (1994). L’iguane Antillais (Iguana delicatissima), une espèce en

voie de regression. Le Courrier de la Nature 143: 16–17.

Breuil, M. 2002. Taxon Reports: Lesser Antilles Iguana delicatissima and Iguana iguana. Iguana Specialist Group Newsletter 3(2) 11-15

Breuil, M. 2002. Histoire naturelle des Amphibiens et Reptiles terrestres de l’archipel Guadeloupéen.

Guadeloupe, Saint-Martin, Saint-Barthélemy. Patrimoines Naturels 54: 1-339.

Breuil, M., F. Guiougou und B. Ibéné (2007). Taxon report: Lesser Antillean Iguana (Iguana

delicatissima). Iguana Specialist Group Newsletter 10(2): 15-17.

Breuil, M. 2013. Caractérisation morphologique de l’iguane commun Iguana iguana (Linnaeus, 1758), de l’iguane des Petites Antilles Iguana delicatissima Laurenti, 1768 et de leurs hybrides. Bulletin de la

Société Herpétologique de France 147: 309–346.

Day, M.L., M. Breuil und S. Reichling. 2000. Lesser Antillean iguana Iguana delicatissima. 61-67. A.C. Alberts (ed.), West Indian Iguanas: Status Survey and Conservation Action Plan. IUCN – the World Conservation Union, Gland, Switzerland.

KÖHLER, G. (1997): Inkubation von Reptilieneiern – Grundlagen, Anleitungen,

Erfahrungen. – Offenbach (Herpeton Verlag): 205 S.

Lazell, J.D. 1973. The lizard genus Iguana in the Lesser Antilles. Bulletin of the Museum of Comparative Zoology. 145: 1-28.

Minch, M. 2013. Handbuch der Futterpflanzen. KUS- Verlag

Rovatsos, M. , Kratochvíl, L. (2017) Molecular sexing applicable in 4000 species of lizards

and snakes? From dream to real possibility. Methods in Ecology and Evolution 2017, 8, 902–906

Schardt, M., 1998, Freilanduntersuchungen zur Lebensweise, Morphologie und Ökologie des Karibischen Grünen Leguans, Iguana delicatissima. REPTILIA Nr. 10, 3(2): 29-32)

Schardt, M., Mutschmann, F. und Werning, H. 2009. Grüne Leguane, Natur und Tier – Verlag

van den Burg, M., M. Breuil und C. Knapp (2018). Iguana delicatissima. The IUCN Red List of

Threatened Species 2018: e.T10800A122936983.