Erfahrungen bei der Nachzucht von Cyclura cornuta

Schmidt Jürgen

Der Nashornleguan ist einer der begehrtesten Pfleglinge bei den Leguanhaltern, jedoch Aufgrund seiner Größe- und Temperaturansprüche nicht unbedingt als pflegeleicht zu bezeichnen.
Nicht jeder Terrarianer hat die Möglichkeit ein ausreichend großes Terrarium anzubieten, um adulte Nashornleguane zu pflegen. Ein adultes Tier benötigen mind. 4 m2, jedoch sollte man von einer Einzelhaltung absehen, damit die Leguane ihr natürliches Sozialverhalten zeigen können. Nur in einem gut strukturierten Terrarium, mit genügend Versteck- und Sonnenplätzen ist die Haltung von mehreren Nashornleguanen (auch mehreren Männchen) möglich
Mit Sichtbarrieren muß der Blickkontakt der einzelnen Individuen unterbrochen werden, damit auch rangniedrigere Tiere in Ruhe fressen und sonnenbaden können.

Haltung

Die von mir gepflegten Nashornleguane sind zwischen 10 u. 12 Jahren alt, mit einer KRL zw. 38-52 cm und einer GL von 94-126 cm. Das Gewicht ist von der Jahreszeit (Paarungszeit, Aufbauphase) abhängig und schwankt pro adulten Tier um +-500g. Das kleinste Tier hat im Durchschnitt 4,2 kg, das Größte 8,1 kg. Nashornleguane mit 10 kg und mehr sind keine Seltenheit.
Gefüttert wird täglich und ausschließlich pflanzliche Kost, nur das kleinere Weibchen nimmt gelegentlich einen Maus an.

Der Menüplan besteht aus verschiedenen Gemüsen, Kräutern und Blättern, die abwechselnd mit Kalziumlactat, Korvimin oder Multimulsin vermischt werden, um den nötigen Vitamin- und Mineralstoffbedarf zu decken. Große Insekten (Argent. Waldschaben, Wanderheuschrecken) werden nicht angenommen.
Das Terrarium ist mit mehreren Tonnen Steinen, die zu Felsaufbauten betoniert wurden, eingerichtet.Einige große Wurzeln bieten die nötigen Versteckmöglichkeiten. Als Bodengrund verwende ich Quarzsand, der sich auch bei anderen von mir gepflegten Großleguanen bewährt hat.Meine Leguane haben die Möglichkeit an Sonnentagen ein Freigehege aufzusuchen um wertvolle Sonnenstrahlen zu "tanken".

Als Beleuchtung verwende ich 3 Leuchtstoffröhren Marke Phillips TL 95/ 56W und je nach Bedarf (Regentagen) 1 Halogen Strahler 250W. Täglich werden meine C. cornuta mit einer Osram Ultravitalux 300W eine Stunde bestrahlt. Weiters hat das Terrarium zwei Fenster ins Freie, durch die die Tiere ins Freigehege gelangen. Beheizt wird das Terrarium über eine Fußbodenheizung die an die Zentralheizung angeschlossen ist, diese sorgt für die nötigen Temperaturen zwischen 30 u. 35 C tagsüber und 25-28C nachts.

Nachzucht

Ende Oktober 1991 stellte das Weibchen die Nahrungsaufnahme ein. Weiters bemerkte ich eine deutliche Unruhe, ständig suchte es in allen Winkeln des Terrarium nach einem geeigneten Eiablageplatz. Schließlich legte das Weibchen am 06.11.91 vier unbefruchtete Eier am Ende eines ca. ein Meter langen Tunnel ab. Der Tunnel wurde sorgfältig verschlossen und der Sand mit Nase und Stirn festgedrückt. Am 25.07.93 legte das Weibchen erneut ab. Als ich die Eier nach anstrengender Arbeit bei 35 C Hitze aus der Bruthöhle entfernt habe mußte ich feststellen, daß alle neun Eier wieder unbefruchtet waren. Da die Männchen zu diesem Zeitpunkt noch etwas kleiner waren als das Weibchen, vermutete ich, daß das der Grund für die unbefruchteten Eier war.

Im 29.08.94 legte das Weibchen unerwartet zehn Eier ab. Äußerlich konnte ich vor der Eiablage keine Veränderung feststellen. Nach der Eiablage waren die Bauchflanken leicht nach innen gewölbt und am Vortag nahm das Tier noch Nahrung zu sich. Bemerkenswert war, daß das Weibchen zum ersten Mal den Eiablageplatz gegenüber den Artgenossen verteidigte.

Bei genauerer Kontrolle mußte ich aber feststellen, daß drei unbefruchtete und drei beschädigte Eier, aus denen Eigelb ausfloß, dabei waren. Vier Eier waren zum Glück unbeschädigt und wiesen eine deutliche Keimscheibe auf, mit ca 25 mm Durchmesser. die Zeitigung der Eier erfolgte halb eingegraben auf feuchtem Vermiculit, bei 29,5 C. Befruchtete Eier wiegen durchschnittlich 84 g, unbefruchtete durchschnittlich 50 g, bei einer Größe 79 x 44 mm (befruchtet) und 68 x 39 mm (unbefruchtet).
Eine Woche später fand ich zwei unbefruchtete Eier, die jedoch vom zweiten kleineren Weibchen stammten.
Nach einer Entwicklungszeit von 85 Tagen schlüpften am 22.11.94 vier Jungtiere aus drei Eiern, (eine Zwillingsgeburt).
Die normalentwickelten Jungtiere maßen 315mm u. 325mm, die Zwillingsgeburten waren 235mm u. 240mm groß. Das Ei der Zwillingsgeburten wurden von beiden in gleicher Richtung verlassen, so daß ein Eingriff nicht nötig war, die Jungtiere mußten nur voneinander abgenabelt werden.
Die Aufzucht der jungen Leguane erwies sich als problemlos und erfolgte unter den gleichen Bedingungen wie bei den Adulti. Nur das Futter wurde um tierische Kost in Form von Waldschaben, Grillen und Wachsmaden erweitert. Die Jungtiere wurden zusammen mit zwei Monate alten Kubaleguanen Cyclura nubila aufgezogen. Durch die dominanteren Kubaleguanen wurden die Nashornleguane im Wachstum etwas gehemmt, eine Auzucht mit anderen Leguanen sollte daher vermieden werden.

Resümee

UV-Bestrahlung, Wärme, Nahrungsangebot und Sonnenscheindauer im Freigehege sind wichtige Faktoren für die Nachzucht von Nashornleguanen. Der optimaler Einsatz und das Zusammenspiel dieser Faktoren muß noch gefundenen werden um eine regelmäßige Nachzucht dieser Großechsen zu gewährleisten. In den letzten Jahren ist die regelmäßige Nachzucht dieser Großechsen nur aus zoologischen Gärten in den USA und Australien bekannt. Um diese Leguane für die Terraristik zu erhalten ist noch sehr viel terraristische Forschungsarbeit notwendig.

Literatur

DUVAL, J.J, (1983) Recommendations for the Captive Management of West Indian Rock Iguanas (Cyclura). p.p. 181-196 Proc. Sixth Symp. on Captive Propagation and Husbandry. Thurmont, Maryland, U.S.A.

SCHWARZ, A. & CAREY, M.W. (1977) Systematics and evolution in the West Indian Iguanid genus Cyclura. Studies on the fauna of Curacao and other Caribbian Islands. No. 173: 15-97

CARAY, W.M. (1975) The Rock Iguanas, Cyclura pinguis, on Anegada, British Virgin Islands, with notes on Cyclura ricordi and Cyclura cornuta on Hispaniola. Bulletin of the Florida State Museum. biol. Sci., 19: 189-233

SHAW, C.E. (1969) Breeding the Rhinoceros Iguanas, Cyclura cornuta cornuta at San Diego Zoo. International Zoo Yearbook. 9: 45-48

SHAW, C.E. (1953) Captive-bred Cuban Iguanas, Cyclura macleayi macleayi. Herpetologica 10: 73-78